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Paul Damjakob als Domorganist
war ein Glücksfall, ein Segen!
Laudatio von Dompropst Weihbischof Helmut Bauer
Verehrter Herr Paul Damjakob!
Verehrte Frau Damjakob!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Wir haben Sie eingeladen, bei der offiziellen Verabschiedung unseres Domorganisten, Herrn Paul Damjakob in den Ruhestand, dabei zu sein. Nach dem großartigen und beeindruckenden Konzert im Dom möchte man nicht viele Worte machen, aber es muss doch das eine oder andere in Prosa gesagt werden.
Natürlich war es letztlich Fügung Gottes, dass wir einen solch begnadeten Domorganisten über 40 Jahre gehabt haben, wie es bei Paul Damjakob war. Aber man darf wohl auch ein wenig staunen über den Mut und die Weitsicht des Domkapitels Würzburg damals, einen so jungen, einen 22-jährigen Kirchenmusiker an die Domkirche zu berufen. Und man darf auch staunen, dass dieser junge Mann Paul Damjakob mit seinem Vorspiel alle Verantwortlichen überzeugen konnte und auch von Berlin nach Würzburg übersiedelte. Nun - wenn man die noch nicht in ihrer heutigen Schönheit wiedererstandene Stadt Würzburg nur daher kannte, dass der Berliner Bischof Julius Döpfner von Würzburg nach Berlin berufen wurde und die Augustiner, die die Pfarrei St. Rita in Berlin führten (Damjakobs damalige Organistenstelle), ihren Ordenshauptsitz in Würzburg hatten, und Würzburg letztlich bekannt war für besonderen Wein in diesen "merkwürdigen Flaschen"*, wie Herr Damjakob selber in einem Interview sagte, dann war das wohl zu wenig, um von vorne herein sehr freudig sein ganzes Berufsleben mit dieser Stadt zu verbinden. Doch alles war richtig und sicher gottgefügt. Wir haben uns daher auch heute morgen beim Pontifikal-Gottesdienst beim lieben Gott bedankt. Ich möchte gleichsam im Namen der damals verantwortlichen Mitbrüder im Domkapitel sagen und danken, dass Paul Damjakob alle Erwartungen an ihn und seinen Dienst nicht nur erfüllt, sondern sogar bald übertroffen hat. Spätestens, als die neue Klais-Orgel im Dom mit allen Registern erklang, waren alle überzeugt, eine gute Wahl getroffen zu haben. Ja irgendwer soll gesagt haben, wir haben Berlin einen guten Bischof gegeben, nun sind wir prächtig in unserem Domorganisten Paul Damjakob entschädigt worden. Wiedergutmachung a la Vorsehung.
Doch ich möchte bei dieser Verabschiedung unseres ausscheidenden Domorganisten sagen, dass er die Aufgabe als Domorganist nicht nur gut erfüllt hat, sondern ihm besonders danken, wie er sie erfüllt hat. Die Würzburger Dommusik, speziell die Orgelmusik, hat in diesen vier Jahrzehnten weit über die Bischofsstadt und die Bistumsgrenze Beachtung und Wertschätzung bei Fachleuten und bei vielen Menschen erfahren. Wir können daher sagen: Paul Damjakob als Domorganist war ein Glücksfall, wir sagen: ein Segensfall. Von Anfang an legte unser Domorganist sein Herz, seine Seele, seine Gläubigkeit, seine Liebe zur Kirche und zur Liturgie hinein in seinen Dienstauftrag. Er erfüllte einen seelsorgerlichen Dienst an kirchennahen und kirchenfernen Menschen.
Er war ein Meister am Orgelspieltisch und ein Diener in der Liturgie und des Evangeliums. Er gab dem Worte Gottes in seinen Improvisationen und geistlichen Konzerten den rechten Klang und gab gleichsam zu allen gottesdienstlichen Feiern den guten Ton an. Man muss erlebt haben, wie er im Einspiel des Gloria in der Weihnachtsmette und des Gloria und Alleluja in der Osternacht dem Glauben und der Freude der Mitfeiernden einen klangvollen Ausdruck gab. Wer zudem einmal nach der Mitternachtsmette beim Kerzenlicht der Christbäume im dunklen Dom das „Stille Nacht, heilige Nacht“ mit seiner Orgelbegleitung gesungen hat, der hat wahrhaft weihnachtliche Ergriffenheit, Freude und Anbetung im Dom erspüren können. Doch - Domorganist Paul Damjakob war kein „Stimmungsmacher“ und war schon gar nicht Beherrscher der Gemeinde in den ihm zur Verfügung stehenden Registern. Er wusste, was Orgel und Organistendienst, überhaupt Musik im Gottesdienst sein wollen, sein sollen. Nämlich: Ecce ancilla domini - wie es über einer barocken Orgel geschrieben steht. Der Organist der Nachkonzilsgeneration brachte aber auch selbstbewusst und kompetent ein, was die Väter des 2. Vatikanums über die Kirchenmusik gesagt haben.
Ich zitiere: „Der Klang der Pfeifenorgel vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel zu erheben“.
Und die Väter des Konzils erklärten darüber hinaus, „dass unter allen künstlerischen Ausdrucksformen die Kirchenmusik deshalb ausgezeichnet ist, weil sie einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht“.
Unser scheidender Domorganist hat diesbezüglich Maßstäbe gesetzt, wie es einer Kathedralkirche gut ansteht. Besonders in seinen Orgelimprovisationen hat sich Paul Damjakob besonders ausgezeichnet. Diese seine „Klangrede“ oder Klangmeditationen hat oft einem Bibelwort, dem Festgedanken, der Melodie eines Kirchenliedes „Klang, Atmosphäre und Stimmung gegeben“. Diese Interpretationen kamen aus tiefem Mitvollzug des gottesdienstlichen Tuns. Sehr bemerkenswert war für viele, die Paul Damjakob näher kennen, auch sein persönliches Mitfeiern, Hinhören und Anbeten bei diesem organistischen Dienst. Er hat unzählige Predigten und Prediger gehört - das muss ja auch verkraftet werden und ihnen aufmerksam zugehört. Erstaunlich, wie viele markante Sätze und Gedanken eines Predigers er in seinem Gedächtnis gespeichert hat und abrufen kann.
Es muss gesagt werden, dass viele Menschen nicht nur wegen der einmaligen Atmosphäre, die Architektur und Kunstwerke des Domes bilden, zu den Domgottesdiensten gekommen sind, auch nicht wegen der Bischofsworte allein, sondern auch, um Paul Damjakob an der Orgel zu hören. Es ist auf seine reiche Konzerttätigkeit (230 große Domkonzerte!) hinzuweisen, auf seine Schallplatten, CDs und Videos, die Zeugnisse seiner faszinierenden und kompetenten Meisterschaft an der Orgel und mit der Orgel sind.
Nun wird der dienstälteste Domorganist Deutschlands in den Ruhestand treten nach 43-jähriger ununterbrochener Tätigkeit an unserer Kathedrale und in der Dompfarrei. Nur ein Jahr länger dauerte die glorreiche Amtszeit unseres Fürstbischofs Julius Echter, der tiefe Spuren seines segensreichen Wirkens bis heute hinterlassen hat. Die fast solange Tätigkeit unseres Domorganisten ist natürlich anderer Art gewesen, obwohl man durchaus auch einen Domorganisten als Herrscher über fünf Manuale, 87 Register und, mit den 20 Registern der Querschifforgel, über 8000 Pfeifen bezeichnen kann.
Aber in einem Punkt übertrifft unser Domorganist alle Bischöfe, Weihbischöfe, Dompfarrer und Domkapitulare, nämlich was die Präsenz im Dom angeht. Der liebe Gott allein weiß, wieviel Zeit unser Domorganist im Dom, im Neumünster zugebracht hat. Er kennt wie kein anderer den Dom im Tageslicht, im Dämmerlicht, in froher Festlichkeit und bei traurigen Anlässen. Er hat noch die familiäre Atmosphäre bei den Pontifikalgottesdiensten in der Neumünsterkirche erlebt. Er erlebte und gestaltete mit die glanzvolle Einweihung der wiederaufgebauten Kathedrale und der neuen Klais-Orgel ** zwei Jahre später.
"Ungewollt durch Ruß auf Wand dies Antlitz einst im Dom entstand."
Früher oberhalb der Pieta im Dom
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